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Das Reimheim - Text 1

Dachboden - Die Fledermaus

Waldi und Andi

Ganz oben unterm Dach im Haus
wohnt eine kleine Fledermaus.
Mit ein paar Freunden und Verwandtschaft
fliegt sie bei Nacht über die Landschaft.
So richtig gruselig ist sie nicht:
schau Ihr mal in Ihr Gesicht!
Knopfaugen und ein weiches Fell
hat sie und wird es draußen hell
versteckt sie sich im dunklen, schnell.
 
An diesem Abend geht recht spät
Frau Müller noch ’ne Runde
mit dem Hunde.
Das ist im Grunde
zu so später Stunde
auch ganz angenehm.
Doch es ist fast Winter und recht kalt
weshalb Frau Müller bald,
nachdem des Hundes Haufen aufgelesen
für sich ein „so, das ist’s gewesen“ denkt
und den Schritt nach Hause lenkt.
 
Waldi heißt der Hund
und ist nicht mehr so ganz gesund:
kurze Beine, langes Fell,
selten nur lautes Gebell,
gutmütig doch einäugig blind
sowie zu Fuß nicht mehr so ganz geschwind.
Aber klug und schlau ist dieses Tier,
das sag ich Dir.
Und außerdem beherrscht der Waldi all die
wicht’gen Sachen,
die ein Hundeleben schöner machen.
 
Die kleine Fledermaus, ich nenn sie Andi,
kann die
Mauer vor ihr zwar kaum seh’n,
doch hört sie ihren Ruf verhallen,
um nicht gegen sie zu knallen.
So besagt die Theorie,
doch ganz sicher ist man nie.
Und an dieser späten Nacht
hat's gekracht.
 
Da unten liegt die Fledermaus
und wirkt etwas benommen
"Wie bin ich nur hierher gekommen?“
fragt sie sich und aus dem nahe gelegnen Busch
kommt mit einem satten "Wusch"
und schwer am Schnaufen
der Waldi angelaufen.
Sein Auge schaut besorgt zum Fliegetier:
"He, alles in Ordnung hier bei Dir?"

Andi sieht ja eh verschwommen
und erst recht, ist er benommen.
"Kannste noch 'was näher kommen?
Ich hör zwar gut, doch seh’ ich schlecht.
Du bist der Hund von Müllers, hab ich recht?"
"Ja, der Waldi. Brauchst Du Hilfe kleiner Mann?"
"Oh, ich weiß nicht, ob ich fliegen kann…"
"Na dann steig auf, mein kleiner Freund.
Ich bring Dich rauf zu Deiner Sippe.
Aber bitte, das wär’ gut
nippe nicht an meinem Blut,
will heißen: bitte denk daran,
fang mich nicht zu beißen an!"
"Ganz fest versprochen, lieber Hund,
versprochen.
Und bin ich erst gesund,
jag ich als Dank Dir einen
Knochen!"
"Na dann steig auf, ich lauf hinauf!"
Und Waldi trabt,
ohne sich zu drücken
mit dem Andi auf'm Rücken,
die Treppe rauf,
bis unters Dach.

Doch ach,
die Tür zum Dachboden ist zu.
Und nu’?
Der Waldi, alt aber sehr schlau,
weiß Tür'n zu öffnen ganz genau.
Er stellt sich fest auf seine
Hinterbeine
und legt die Vorderpfoten auf die Klinke.
Und obwohl die linke
Pfote
drohte
abzurutschen
scheint der Plan doch noch zu flutschen:
Ein Schritt zurück
und zu ihr’m Glück
geht auch die Türe auf.
"So kleiner Andi, lauf,
ich meine: flieg zu Deinen Eltern hin!
Bis bald und fall nicht wieder hin!"
Andi winkt, die Eltern freu’n sich,
hab’n Ihr Kind nun wieder bei sich.
 
Das ganze lehrt:
fliegst Du schneller als Dein Schall
droht ein Knall.

Zum Hören:

Das Reimheim